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Die Darstellung und Überwindung von Grenzen war viele Jahre lang das zentrale Thema im künstlerischen Werk des Malers Batuz. Durch das eigene Erleben von Krieg, Flucht und mehrfacher Migration – immer auch die Überwindung von physischen Grenzen – erhielt dieses Leitmotiv seines frühen Schaffens seine besondere Authentizität. Aus diesen künstlerischen Anfängen hat sich im Laufe der Jahre in vielen kleinen, folgerichtigen und zielorientierten Schritten eine Lebensaufgabe entwickelt, der sich der „praktische Philosoph“ Batuz mit all seiner Kraft gestellt hat: „No más fronteras“ – die Überwindung von Grenzen in allen ihren möglichen Formen. Batuz ist bereit, dafür rückhaltslos seine Kreativität, seine vielfältigen Fähigkeiten und seine eigenen Ressourcen einzusetzen. Schloss Schaumburg, Berlin, Buenos Aires, Washington, Montevideo, Altzella / Sachsen, Chemnitz sind einige der Stationen, von denen aus die Batuz-Stiftung seit etwa 1984 versucht, die Visionen ihres Gründers durch Initiativen und Projekte mit Leben zu erfüllen. Überwindung der Grenzen: Dies kann ebenso die Beschwörung der inneren Zusammenhänge unterschiedlicher künstlerischer Äußerungen bedeuten („interrelation of forms“ – die Wechselbeziehungen der Formen) wie die Aufhebung der Abgrenzung zwischen künstlerischen Disziplinen – bildende Künstler und Schriftsteller aus verschiedenen Weltgegenden verbinden ihre Arbeit zu einer Art Gesamtkunstwerk- aber auch die Infragestellung gedankenloser Kategorisierungen, die die Welt beispielsweise in zentrale und periphere Kulturregionen einteilt: Batuz bringt Kunstschaffende aus Lateinamerika und Osteuropa, also von den sog. Peripherien, zusammen, die sich vorher gegenseitig kaum wahrgenommen hatten; es bleiben nicht nur Erkenntnisse , sondern auch Freundschaften „über die Grenzen hinweg“ . Schon bald geht es Batuz jedoch auch darum, die durch konkrete Konflikte entstandenen physischen und mentalen Barrieren zwischen den betroffenen Menschen abzubauen: Künstler aus Argentinien und den Falklandinseln (Malwinen), aus Israel und Palästina treffen sich „auf neutralem Boden“ (in den früheren Werkstätten der Batuz-Stiftung in Altzella) zur gemeinsamen Arbeit. Das Zusammenleben und –arbeiten der Künstler aus den Falkland-Inseln / Malwinen und Argentinien (Tucumán) ist in einem Katalog dokumentiert, der seiner Zeit vom Auswärtigen Amt finanziert wurde. Juli 2002. Ein warmer Sommertag an der deutsch-polnischen Grenze. Vom deutschen und polnischen Ufer des geschichtsträchtigen Grenzflusses Neiße zwischen Piensk / Polen und Rothenburg / Deutschland bewegen sich Menschen auf die Mitte des Flusses zu, treffen sich, vermischen sich. Jeder trägt eine bemalte Platte auf dem Kopf, die auf einem ausrangierten, ebenfalls bemalten Stahlhelm, von der deutschen Bundeswehr zur Verfügung gestellt, montiert ist. Durch die Bewegung der Menschen entstehen immer wieder neue Bilder, die von einem Baukran aus filmisch und fotografisch dokumentiert werden. Deutsche und Polen, über Jahrhunderte erbitterte Gegner, finden zueinander; die Grenze ist für einen Augenblick überwunden, eine mögliche Versöhnung zwischen beiden Völkern symbolisch vorweggenommen. Eine reichhaltig illustrierte Dokumentation, vom Auswärtigen Amt finanziert, gibt Zeugnis von diesem einmaligen Ereignis. 5 Jahre später hat Batuz die 167 bemalten Stahlhelme von der Neiße einer neuen Verwendung zugeführt. Sie sind in ein monumentales Kunstwerk integriert worden, 5,50 m hoch und 11,30 m breit, das den Titel „Helme für Frieden“ trägt. Prof. Dieter Ronte, Direktor des Kunstmuseums Bonn, schreibt dazu: „In ‚Helme für den Frieden’ gestaltet sich ein großes abstraktes Bild aus ganz realen Gegenständen, die dennoch immer wieder in Malerei sich selbst überführen. ‚Helme für den Frieden’ wird in der Zukunft jene Kraft entwickeln, wie sie Guernica von Picasso für uns heute bedeutet….Im Gegensatz zu Guernica arbeitet Batuz aus einer abstrakten, einer gedanklichen, einer philosophischen Welt heraus, die er immer wieder in praktische Resultate überführen möchte. Hier liegt das eigentliche Kunstwollen des Künstlers. Nicht im Abbild zu verharren, sondern der einsehbaren Welt eine neue Realität hinzuzufügen… ‚Helme für Frieden’ ist ein prinzipielles Werk, das Grenzen überwinden will, das als ein Mahnmal für die Zukunft die Geschichte verarbeitet und die Gegensätze der Völker einfach entvisualisiert.“ Die Stadtwerke von Chemnitz haben Batuz ein nicht mehr genutztes Kraftwerk zu Verfügung gestellt, in dem das Werk zur Zeit untergebracht ist. Die Idee soll jedoch noch weiterentwickelt werden. Mit Hilfe der deutschen Bundeswehr, die schon an der Neiße aktiv beteiligt war, sollen die bewaffneten Streitkräfte verschiedener Länder der Welt eingeladen werden, für „Helme für Frieden“ weitere Helme beizusteuern – vier aus jedem beteiligten Land, deren frühere Besitzer identifizierbar bleiben. Ein Teil dieser Helme soll in ein weiteres gigantisches Kunstwerk eingearbeitet werden, die Übrigen auf einer freien Ebene mit ihrer Öffnung nach oben platziert werden, Symbol der Entfremdung von ihrer ursprünglichen kriegerischen Zweckbestimmung. So wie in der Vergangenheit die Kriegsmüdigkeit der Völker und ihre Sehnsucht nach einem „normalen“ Leben ohne Hunger und Elend die Forderung hervorbrachte, „Schwerter in Flugscharen“ umzuwandeln, so soll mit Erweiterung des Projekts „Helme für Frieden“ der Helm – martialisches Kennzeichen des einsatzbereiten, wehrhaften Soldaten - Teil eines gigantischen Kunstwerkes werden, das einen Beitrag zur Überwindung dessen leisten möchte, was uns Menschen seit Jahrtausenden immer wieder trennt – Neid, Vorurteile, Unverständnis, Hass und „Erbfeindschaften“. Auch mit dieser Präsentation wird das Projekt „Helme für Frieden“ nicht abgeschlossen sein. Es soll auf der Homepage der Batuz-Stiftung ( www.batuz.com ) ein permanentes Forum eingerichtet werden, in dem sich alle Teilnehmer an dem Projekt –vor allem auch die Soldaten selbst, die früher die Helme benutzt haben – aber auch sonstige Interessierte austauschen können. |