BATUZ IN CHEMNITZ
Vor vierzehn Jahren bin ich das erste Mal Batuz begegnet – im sächsischen Altzella.
Michael Morgner hatte mich auf diesen Künstler und Gründer der Societe Imaginaire
aufmerksam gemacht.
Batuz verkörpert wie kein anderer diese imaginäre Gesellschaft, die sich zum Ziel gesetzt hat, Grenzen zu überwinden und Brücken zwischen den Welten zu bauen indem sie Menschen unterschiedlicher Nationalitäten, Professionen und Denkweisen zusammenbringt.
Direkte Kommunikation organisieren – eine Antwort auf die Globalisierung schon Jahre bevor dieses Wort und Thema in den Focus öffentlicher Diskussion rückte.
Batuz mit seinem beeindruckenden Enthusiasmus steht für neues Denken – auch in der Kunst.
Es war wiederum Morgner, der mich 2003 auf die Chance aufmerksam machte, den Weltbürger Batuz mit seinem künstlerischen Schaffen, seiner umfangreichen Sammlung von Kunst und Dokumenten wie auch den Aktivitäten der Societe Imaginaire eine Wirkungsstätte in Chemnitz zu bieten.
Batuz und Chemnitz passen gut zusammen. Neues Denken und moderne Kunst des . 20.Jahrhunderts haben diese Stadt geprägt.
Hier wurde Karl Schmidt-Rottluff geboren, Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner gingen in Chemnitz gemeinsam auf das Gymnasium und Carlfriedrich Claus kommunizierte von hier aus mit Philosophen und Künstlern aus aller Welt.
Auch die Werke von Batuz sind in zahlreichen Museen auf der ganzen Welt vertreten – darunter auch viele Museen in Deutschland.
Ein typisches Symbol ,ein wichtiger Aspekt seiner Arbeiten mit den unterschiedlichsten Materialien ist das Phänomen der Grenze. Dieses Thema dominiert auch die vielfältigen Projekte der Societe Imaginaire, damit Grenzen keine Mauern bleiben, sondern Orte der Begegnung werden.
Im Jahr 1984 hatte die Kunstabteilung des Senats von Berlin ein großformatiges Werk für den
Ernst-Reuter-Platz bestellt. Es sollte die Anti-Mauer werden. Batuz baute das Modell, welches selbst schon die Größe von 4 x 8 Metern hatte. Aus Pflanzen bestehend sollte es dem toten Beton der Mauer entgegen wirken.
Es stellte das geteilte Berlin dar – diese Teilung erhielt durch die Pflanzen eine Hoffnung des Zusammenwachsens. Eine Hoffnung, die zu diesem Zeitpunkt die meisten Deutschen schon nicht mehr mit dem Künstler teilten.
Drei Jahre vor Ronald Reagens historischem Spruch „Mr. Gorbatchev, tear down this wall“ wurde das Vorhaben von einem nach der Koexistenz zweier deutschen Staaten lechzenden Senator vereitelt.
Als 1989 die Mauer fiel, erfüllte sich nicht nur der Traum aller Deutschen, sondern es öffnete sich der Weg zu einem freien Europa ohne trennende Grenzen zwischen den Menschen.
Aber wieder werden Mauern gebaut auf dieser Welt, werden Menschen getrennt und Gräben aufgerissen.
Die Arbeit von Batuz in Chemnitz geht auch zurück auf das Berliner Mauer-Bild von 1984. Es wird uns erinnern an die Teilung Deutschlands soll vor allem aber ein Mahnmal sein, um Mauern einzureißen und Grenzen begehbar zu machen.
Ich danke allen, die mitgeholfen haben.
Peter Seifert Chemnitz, April 2007